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Fisch oder Echse?
Der Ichthyosaurier von der Secëda

1968 fanden Johann Comploj und Meinhard Strobl im Geröll der Buchensteiner Schichten, nahe der Pana-Scharte (Secëda), fossile Knochenreste. Nach ihrer Präparierung am Paläontologischen Institut der Universität Zürich wurden die Knochen einem großen Ichthyosaurier Cymbospondylus zugeordnet.
Ihr griechischer Name, wörtlich „Fischechse“, beschreibt die Ichthyosaurier sehr gut: Sie hatten die Form eines Fisches, waren aber Reptilien, also Saurier, die Luft atmeten. Für die Fortbewegung setzten sie ihren Schwanz ein, so wie heutige Thunfische und Haie. Ichthyosaurier waren vielleicht die am weitesten spezialisierten Meeresreptilien.
Ihre vollkommene Anpassung an das Leben im Wasser machte es den Fischsauriern nicht mehr möglich, Eier an Land abzulegen. Diese Reptilien, die mehr als 100 Millionen Jahre lang die Weltmeere beherrschten, brachten daher ihre Jungen lebend im Wasser zur Welt. Unter den gefundenen Fossilien sind auch einige Exemplare von Weibchen, die starben, während sie Junge gebaren.
In der Mittleren Trias (vor rund 247-237 Millionen Jahren), als sich die Buchensteiner Schichten der Secëda bildeten, standen diese Meeresreptilien noch am Beginn ihrer Evolutionsgeschichte. Das in Gröden gefundene Exemplar ähnelte daher noch eher einer riesigen Echse als einem Fisch. Es war fast zehn Meter lang und hatte eine primitive Form mit einem sehr langen Schwanz. Bei diesem Exemplar waren weder Rückenflosse noch Schwanzflosse ausgebildet, wie sie die Fischsaurier in späterer Zeit entwickelten.
Das Tier verfügte jedoch schon über den typischen, schnabelartig langgezogenen Kiefer, der mit einem formidablen Satz spitzer Zähne bewehrt war. Seine zu Flossen entwickelten Gliedmaßen waren kurz und dienten wahrscheinlich nur der Beibehaltung der Schwimmrichtung, während der Vortrieb durch seitliche Krümmung des langen Körpers erzielt wurde.

(Marco Avanzini)

Zum Videofilm "Der große Fischsaurier der Seceda"
Archeolepidotus, Bellerophon Schichten, 250 MJ.
Archeolepidotus, Bellerophon Schichten, 250 MJ.
Rekonstruktion des Fischsauriers der Seceda in seinem Lebensraum (Zeichnung Johann Comploj)
Rekonstruktion des Fischsauriers der Seceda in seinem Lebensraum (Zeichnung Johann Comploj)
Überreste des großen Fischsauriers  Cymbospondylus von der Seceda (241 Millionen Jahre). Aufgefunden im Jahre 1968 von M. Strobl und J. Comploj in den Buchensteiner Schichten der Seceda.
Überreste des großen Fischsauriers Cymbospondylus von der Seceda (241 Millionen Jahre). Aufgefunden im Jahre 1968 von M. Strobl und J. Comploj in den Buchensteiner Schichten der Seceda.
Verkohlter Zweig der Konifere Ortiseia leonardii Florin
Verkohlter Zweig der Konifere Ortiseia leonardii Florin
Ein Steinkern des Gastropoden Bellerophon
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Korallenstock der Cassianer Formation von der Seiser Alm
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Bjuvia dolomitica, ein Palmfarnblatt von der Seiser Alm
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Versteinerter Kern eines Megalodonten
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„Aberranter“ Ammonit Macroscaphites
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